SOPHIE AIGNER | News at Home

Eröffnung: Freitag, 11. Januar 2013, 19.00 Uhr
Ausstellung: 12. Januar bis 9. Februar 2013
 
Mit News at Home präsentiert die Galerie Loris neue multimediale Collagen von Sophie Aigner. Die Künstlerin ist seit 2012 Mitglied von Loris und macht derzeit Ihren Abschluss bei Thomas Demand an der Hochschule für Bildende Kunst Hamburg. 

Bei der Berliner Künstlerin Sophie Aigner stehen die Medien Fotografie, Text und Collage in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. So stehen die Fotografien Aigners nie für sich allein, sondern werden durch gestalterische Eingriffe in einen Kontext eingebettet. Sie werden zum Bildträger und Bildgrund für Einschreibungen. Dadurch öffnen sich die Fotografien zu Collagen. Dann sind da noch die »reinen Collagen« mit Klebestreifen beispielweise Irgend'n Character beobachtet immer von 2012. Die Schrift in diesen Collagen wird zu Slogans. Die Slogans werden zur Schrift auf der Wand. 

IchhabekeinenZweifelwenndumirsagstdaßdukeinenZweifelhast von 2011 erscheint in Buchform und kombiniert jeweils einen Buchstaben mit einer Abbildung. Die Abbildungen zeigen Menschen in unterschiedlichen Situationen, deren Gemeinsamkeit darin besteht, das Victory-Zeichen in die Kamera zu halten. Die typographischen Elemente korrelieren mit den Portrait-Fotografien in der Form, als das sie freigestellt als Einzelbuchstaben den Charakter reiner Bildelemente annehmen und sich der Sinnzusammenhang erst in der Kohärenz eines Daumenkino-Durchblätterns erschließt. Gleich dem Sinnstiftenden in der Gemeinschaft entschlüsselt sich die Bedeutung erst im Prozess. Die Künstlerin positioniert das im Kommunikationsstrom stehende Subjekt in diesen Arbeiten auf einer Weltkarte aus Informationsbruchstücken, deren Relevanz in der Schwebe gehalten wird und deren Koordinaten schwer zu fassen sind, weil sie sich fortwährend verändern. Schollenhaft treiben die Splitter des papiernen Mediums umher und verschränken sich mit den Randglossen zu alltagsarchäologischen, ausbleichenden Notizen, die Rückschlüsse auf ein fragiles Individuum zulassen, es aber gleichzeitig in den Nebel sozial-medialer Systeme verschieben. Die Einheit von Signifikat und Signifikant wird bewusst durchbrochen und aus dieser Trennung ergeben sich neue Sinnzusammenhänge. Der Betrachter fällt in die geöffnete Kluft wie in einen Canyon, von dessen Grund aus sich neue Perspektiven eröffnen, nur, dass der Horizont nicht mehr zu sehen ist. 

In ihren Kompositionen lotet Aigner die Relation aus zwischen Subjektivität und Objektivität sowie zwischen Emotionalisierung und Theoretisierung. Die Collagen sind Zeugnis einer Realität, die sich letztlich fragmentarisch aus binären Oppositionen selbst konstituiert. Free Pussy Me heißt eine Arbeit der Ausstellung. Sophie Aigner setzt mit der Individualisierungsstrategie schon auf der Begriffsebene an und zeigt damit gleichzeitig die Brutalität des Realen und die Behauptung eines guten Lebens. 

Stefan Wilke, Auszüge aus Es gibt keinen Ausschluss, 2012

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